17. Leipziger Hörspielsommer im Richard-Wagner-Hain Leipzig

Interview zum Fußball-Hörspiel des Jahres

2014 war Fußballjahr, die deutsche Nationalmannschaft gewann den Weltmeistertitel und das ganze Land feierte. Zur Krönung dieses fußballsatten Jahres hat die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur jetzt den Preis für das beste Fußball-Hörspiel 2014 vergeben. Peter Thiers saß für den Hörspielsommer in der Preisjury – wir haben mit ihm über seine Arbeit als Juror, über Fußball und Hörspiel und über das Siegerstück gesprochen.

hoerspielsommer.de: Peter, du hast den Hörspielsommer in der Jury des deutschen Fußball-Hörspiels 2014 vertreten. Das Fußball-Hörspiel des Jahres, was ist das überhaupt?

Peter: Den Preis Fußball-Hörspiel des Jahres hatte die deutsche Akademie für Fußballkultur ausgeschrieben und zwar als Teil des Fußball-Kulturpreises, der auch in anderen Kategorien vergeben wird, etwa für das beste Fußballbuch. Der Hörspielpreis war offen für Hörspielmacher aller Sparten, es sollten nur Kurzhörspiele mit einer maximalen Länge von 15 Minuten sein.

hoerrspielsommer.de: Das heißt 15 statt 90 Minuten und Fußball und Hörspiel im Dialog?

Peter: Ganz genau, reduzierte Spielzeit als einzige Einschränkung, dafür aber gerne ein spannendes Spiel zwischen Fußball und Akustik.

hoerspielsommer.de: Fußball und Akustik, Fußball und Hörspiel – geht das denn überhaupt zusammen?

Peter: Das funktioniert sogar ausgezeichnet zusammen! Insbesondere die Fußball-Live-Berichte im Radio sind ja etwas, das auch akustisch mitreißen kann. Wer diesen Sommer eines der Deutschlandspiele im Radio gehört hat, wird völlig bestätigen können, dass man sich Fußball auch auf der reinen Audioebene nicht entziehen kann.

hoerspielsommer.de: Fußball und Radio verfügen also immer schon über eine gemeinsame Schnittmenge – wie sind denn die Teilnehmer mit diesem Verhältnis umgegangen?

Peter: Auf sehr unterschiedliche und vielfältige Art und Weise. Natürlich liegt es erst einmal nahe, die Ästhetik des Originals abzubilden, beispielsweise eine Live-Reportage zu imitieren oder ein Spiel zweier fiktiver Fußballvereine zu inszenieren. Viele der Teilnehmer haben es jedoch geschafft, in ihren Werken etwas zu erschaffen, dass das Gefühl des Sports einfängt, aber auch darüber hinaus berührt.

hoerspielsommer.de: Gewonnen hat den Preis nun Simon Schneider mit La vida no termina aqui . Was ist für dich das Besondere an diesem Stück?

Peter: Das Hörspiel verknüpft entscheidende Momente des Sports mit politischen, aber auch menschlichen Konflikten. In seinem siebenminütiges Stück erzählt Simon Schneider das Scheitern des kolumbianischen Teams bei der WM 1994. Dabei vermittelt das Hörspiel nicht nur ein sportliches Ereignis, sondern auch Dinge, die über Fußball hinausgehen, wie psychischen und physischen Druck oder politische Hintergründe. Der Kapitän der Mannschaft, Andrés Escobar Saldarriaga, wurde ja wenige Tage nach dem Spiel mit mehreren Schüssen auf offener Straße ermordet . La vida no termina aqui ist die gelungene Inszenierung einer tragischen, wahren Geschichte, und gerade deshalb so ergreifend.

hoerspielsommer.de: Ein guter Gewinner also. Aber bekommt denn ein Fußballhörspiel in Zeiten, in denen Fußball vor allem fernsehvermarktet wird, überhaupt noch die gebührende Aufmerksamkeit?

Peter: Das ist vielleicht ein Zustand, der nicht nur das Fußballhörspiel per se, sondern auch das gesamte Genre Hörspiel betrifft. Wer sich die eingesandten Stücke jedoch noch online anhört, wird sehr schnell merken, dass das Fußballhörspiel mindestens so lebendig wie das Spiel selbst ist. Beim Hören entstehen eben zusätzlich noch einmal ganz eigene Bilder im Kopf, die der Fernseher so nicht bieten kann.

hoerspielsommer.de: Deutschland brauch also mehr Fußballhörspiele?

Peter: Nach diesem Wettbewerb: Ja, unbedingt!

hoerspielsommer.de: Peter, vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Infos zum Preisträger, Wettbewerb und die Stücke zum anhören, sind hier zu finden.